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Quantenbasierte und neuromorphe Technologien – als radikal neue Ansätze für Rechenleistung und Sensordesign, mit disruptivem Potenzial für eine Vielzahl von Anwendungsfeldern

Veröffentlicht im November 2025

Quantenbasierte und neuromorphe Technologien können hochpräzise und zugleich energieeffiziente Sensoren sowie neuartige Hardware für zukünftige Computersysteme hervorbringen. Sie vereinen modernste Prinzipien der Quantenmechanik und Spintronik bzw. neuronaler Netzwerke. Ziel ist es, neue Dimensionen in der Rechenleistung, im Sensordesign und in der Datenanalyse zu erschließen. Diese Technologien nutzen quantenmechanische Effekte oder – im Falle neuromorpher Chips – neuronale Strukturen, um Messungen auf Nanometerskala zu ermöglichen und dabei das Potenzial für radikale Leistungssteigerungen auszuschöpfen. In Thüringen treffen diese Entwicklungen auf ein starkes Ökosystem von Optik- und Photonikunternehmen, auf international renommierte Forschungseinrichtungen sowie auf eine innovationsfreundliche Netzwerkstruktur, die einen fruchtbaren Boden für diese zukunftsweisenden Ansätze bieten könnten.

Der Stand der Forschung zeigt bereits vielversprechende Beispiele. So ermöglicht der Diamant-Quantensensoren für hochsensitive NMR-Spektroskopie die präzise Analyse von Stoffwechselprozessen auf Molekülebene, während spintronische Sensoren Magnetfelder im Femtotesla-Bereich detektieren können. Supraleitende Josephson-Neuronen dienen als Grundlage für energieeffiziente neuromorphe Datenverarbeitung, und 2D-Materialien wie Graphen steigern die Leistungsfähigkeit elektronischer Bauelemente. Diese Technologien bilden die Grundlage für disruptive Innovationssprünge in verschiedensten Anwendungsfeldern.

Mit Blick auf die Chancen bieten sowohl quantenbasierte als auch neuromorphe Technologien ein großes Potenzial für die Entstehung neuer Wertschöpfungsketten und die Entwicklung völlig neuartiger Produkte und Dienstleistungen. Durch die Integration dieser Technologien könnten Thüringer Unternehmen neue Märkte erschließen und sich als Hightech-Anbieter im internationalen Wettbewerb positionieren. Die enge Verzahnung von Spitzenforschung und Industrie eröffnet auch Chancen für innovative Gründungen, insbesondere im KMU- und Start-up-Bereich, während gleichzeitig der Ausbau wissenschaftlicher Exzellenz den Standort für Fachkräfte weltweit sichtbar und attraktiv macht. Nicht zuletzt versprechen quantenbasierte Sensorsysteme auch neue Anwendungen im Umwelt- und Ressourcenschutz, bspw. für präzisere Umweltmonitoring-Lösungen.

Für die qualitative Analyse des Trends wurde die Annahme zugrunde gelegt, dass Thüringen mit Expertise in Supraleitungen und QPiC zur Entwicklung der nächsten Computergeneration beiträgt und sich als Zentrum der Quanten-Sensorik in den 2030er Jahren etabliert. Im Februar 2025 wurden im Rahmen eines Expertenworkshops mithilfe des Futures Wheels mögliche zentrale Entwicklungspfade des Trends identifiziert und unter Einsatz der Visual Roadmap ein Zukunftspfad entwickelt, der beschreibt, wie ein für den Innovationsstandort Thüringen positiver Zielpunkt im Jahr 2035 erreicht werden kann.

Ergebnisse des Futures Wheels

Im Rahmen des Futures Wheels wurde mit der Annahme gearbeitet: „Thüringen trägt mit Expertise in Supraleitungen und QPiC zur Entwicklung der nächsten Computergeneration bei und etabliert sich als Zentrum der Quanten-Sensorik in den 2030er Jahren.“ Ziel war es, auf Basis dieser Annahme den Möglichkeitsraum zukünftiger Entwicklungen systematisch zu erschließen. Dabei wurden vier zentrale Entwicklungspfade identifiziert, die unterschiedliche Potenziale und Herausforderungen für den Standort Thüringen aufzeigen. Diese vier Entwicklungspfade machen deutlich: Die Quantentechnologie bietet Thüringen nicht nur technologisches, sondern auch wirtschafts- und gesellschaftspolitisches Transformationspotenzial, vorausgesetzt, die strukturellen Voraussetzungen werden jetzt strategisch gestaltet.

Thüringen als Impulsgeber für quantengestützte Diagnostik: Ein erster Entwicklungspfad, der im Rahmen des Futures Wheels identifiziert wurde, beschreibt das Potenzial Thüringens, sich im Zuge der Fortschritte als Zentrum für moderne medizinische Diagnostik zu etablieren. Wenn neuartige, auf Quantentechnologien basierende Diagnoseverfahren entwickelt und in Thüringen zur Anwendung gebracht werden, könnte sich daraus eine hochspezialisierte und international sichtbare Diagnostiklandschaft entwickeln – mit Auswirkungen auf Gesundheitswirtschaft, Medizintechnik und Forschung. Damit dieser Entwicklungspfad realisiert werden kann, ergeben sich zwei zentrale Anforderungen: Zum einen müssten Zulassungsstellen reformiert und für die regulatorische Bewertung disruptiver Quantentechnologien vorbereitet werden. Zum anderen wäre dem absehbaren Fachkräftebedarf gezielt zu begegnen. Dies erfordert eine frühzeitige und breit angelegte Ausrichtung der Bildungswege – mit dem Ziel, junge Menschen für Quantenmedizin und Hightech-Diagnostik zu begeistern und entsprechend auszubilden. Der entscheidende Hebel dabei ist eine starke und exzellenzorientierte Wissenschaftslandschaft, die diesen Transformationspfad kontinuierlich vorantreibt und sichtbar macht.

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Neue Perspektiven für Hightech-Gründungen: Ein zweiter Entwicklungspfad im Rahmen des Futures Wheels beschreibt die Möglichkeit, dass sich infolge der technologischen Fortschritte vermehrt Komponentenanbieter für Quanten- und neuromorphe Systeme in Thüringen ansiedeln. Die entstehende Nachfrage nach spezialisierten Hardware- und Systemlösungen könnte Thüringen zu einem attraktiven Standort für spezialisierte Zulieferer machen, insbesondere im Bereich Präzisionstechnologien, optische Systeme und spezifische Infrastruktur. Allerdings könnten sich dieser Entwicklung auch strukturelle Hindernisse in den Weg stellen: Der Mangel an finanziellen Ressourcen, verfügbaren Flächen sowie qualifizierten Fachkräften stellt eine reale Herausforderung dar. Um solche Unternehmen langfristig zu binden oder gezielt anzusiedeln, wären Veränderungen in den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen erforderlich. Insbesondere müssten Transfer- und Gründungsprozesse vereinfacht und beschleunigt werden. Ein entscheidender Hebel ist dabei der konsequente Abbau bürokratischer Hürden – sowohl für junge Start-ups als auch für technologieorientierte Mittelständler, die sich in einem hochdynamischen Innovationsfeld bewegen.

Algorithmen, Ethik und Standards aus Thüringen: Ein dritter Entwicklungspfad im Rahmen des Futures Wheels bezieht sich auf die algorithmische und systemische Weiterentwicklung im Umfeld quantentechnologischer Anwendungen. Wenn Thüringen seine führende Rolle in der Quanten-Sensorik weiter ausbaut, würde dies unweigerlich zur Entwicklung neuartiger Algorithmen und Systemarchitekturen führen – bspw. zur Datenverarbeitung, Signalinterpretation oder Steuerung autonomer Systeme. Auch wenn diese Entwicklungsarbeiten weniger ortsgebunden sind als etwa Hardwareproduktion, eröffnet sich für Thüringen die Chance, als Standort für spezialisierte IT-Dienstleistungen rund um quantenbasierte Systeme sichtbar zu werden. Darüber hinaus könnten in Thüringen zentrale Beiträge zur Bearbeitung ethischer, regulatorischer und normativer Fragestellungen geleistet werden. Die Etablierung interdisziplinärer Kompetenzzentren zur Entwicklung von Standards, Governance-Modellen und ethischen Leitlinien würde nicht nur die technologische Verantwortung mitgestalten, sondern auch zur internationalen Positionierung des Standorts beitragen. Thüringen könnte sich damit als Referenzregion für verantwortungsvolle Digitalisierung und technologische Rahmensetzung im Kontext der Quantentechnologie profilieren.

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Exportregion im Aufbau: Ein vierter Entwicklungspfad des Futures Wheels zeigt auf, dass Thüringen im Zuge seiner Positionierung als Zentrum der Quanten-Sensorik das Potenzial hätte, vielfältige neue Wirtschaftsstränge zu entwickeln. Die breite Anwendbarkeit quantentechnologischer Komponenten und Verfahren, etwa in der Medizintechnik, Umweltüberwachung, Automatisierung oder Sicherheit – würde es ermöglichen, innovative Produkte und Lösungen in zahlreichen Märkten zu platzieren. Thüringen könnte sich somit zu einem bedeutenden Exportstandort entwickeln, der international nachgefragte Hochtechnologie bereitstellt. Mit dieser dynamischen wirtschaftlichen Entwicklung wären jedoch auch Risiken verbunden. Es ist denkbar, dass es zu einer Verdrängung klassischer Strukturen kommt und sich Rivalitäten um knappe Ressourcen wie Fachkräfte, Flächen und öffentliche Investitionsmittel verschärfen. Um diesen Spannungen vorzubeugen, sollte die aktive Verzahnung von Akteuren über Branchen-, Cluster- und Institutionengrenzen hinweg gefördert werden. Gleichzeitig bedarf es wirtschaftspolitischer Maßnahmen, die ein innovationsfreundliches Klima stärken: Dazu zählen eine gelebte Willkommenskultur, ein konsequenter Abbau bürokratischer Hürden sowie der Ausbau leistungsfähiger Infrastrukturen, um Wachstum nachhaltig und inklusiv zu gestalten.

Ergebnisse der Visual Roadmap

Im Rahmen der qualitativen Weiterentwicklung der im Futures Wheel gewonnenen Erkenntnisse zur Annahme eines relevanten Beitrags Thüringens zur Weiterentwicklung der Quantentechnologie wurden von den Experten fünf Geschäftsmodelle identifiziert, mit denen im Jahr 2035 voraussichtlich wirtschaftlicher Erfolg generiert werden kann. Die Visual Roadmap zeigt den Zusammenhang zwischen Anwendungen und Geschäftsmodellen, erforderlichen Technologien und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, die zur Erreichung eines für den Innovationsstandort positiven Zielpunkts erforderlich sind. Der Zeithorizont spannt sich von 2025 bis 2035.

Anwendungen und Geschäftsmodelle

   
Entwickelte Geschäftsmodelle:Produkte & Dienstleistungen:
Quantencomputer-Rechenzentrum-as-a-Service
Ein zukunftsweisendes Geschäftsmodell ergibt sich durch den Aufbau und Betrieb eines spezialisierten Quantencomputer-Rechenzentrums, das als As-a-Service-Modell betrieben wird. Es ermöglicht Forschungseinrichtungen, Start-ups und Unternehmen einen niederschwelligen Zugang zu quantenbasierter Rechenleistung, ohne eigene Hardware vorhalten zu müssen. Über standardisierte Schnittstellen kann die Rechenkapazität flexibel für verschiedenste Anwendungsbereiche genutzt werden, etwa Materialsimulation, Optimierungsaufgaben oder KI-gestützte Datenanalytik. Für Thüringen entsteht damit die Chance, sich als Standort für digitale Souveränität und hochspezialisierte Recheninfrastruktur zu positionieren.
  • Neue Designmodelle für Chips, Mikroelektronik und Steuerung
  • Entwicklung und Foundry für Q-Technologien
  • Halbleiterfertigung
  • Laser, Optik und Modulatoren für Quantentechnologien
  • OEM-Systemintegration
  • PICs: Verkaufen, Entwicklung und Herstellung
  • Lohnfertigung
Materialanalytik-as-a-Service
Ein skalierbares Geschäftsmodell liegt in der Bereitstellung hochpräziser Materialanalytik als Dienstleistung. Durch den Einsatz quantensensitiver Sensoriksysteme können chemische und physikalische Eigenschaften von Werkstoffen mit höchster Genauigkeit analysiert werden. Dies eröffnet neue Möglichkeiten in der Qualitätskontrolle, Umweltanalytik und medizinischen Diagnostik. Besonders für KMU entsteht ein Mehrwert durch den Zugang zu hochspezialisierten Analysekapazitäten, ohne eigene Labore aufbauen zu müssen. Thüringer Anbieter können sich hier als verlässliche Partner für produktionsbegleitende Analytik und Innovationsprojekte etablieren.
  • Integrierte Prozesskette von der Mikrofabrikation bis zur Ko-Integration
  • Materialanalyse in Verbindung mit Halbleiter- und Lasertechnologien
  • Zugriff auf OEM-Systemintegration und Entwicklungspakete
  • QPICSs (€) als Ergebnisstruktur
Quantenbasierte Sensoriklösungen für spezialisierte Märkte
Ein wachstumsstarkes Geschäftsmodell ergibt sich aus der Entwicklung und Vermarktung von quantenbasierten Sensorlösungen für spezifische industrielle und gesellschaftliche Anwendungsfelder. Diese umfassen etwa Sensorsysteme für die medizinische Diagnostik, Umweltüberwachung, Materialanalyse oder Instandhaltung komplexer Anlagen. Durch die Kombination von Messpräzision und Miniaturisierung adressieren solche Lösungen besonders Märkte mit hohen regulatorischen Anforderungen oder extremen Umweltbedingungen. Thüringen kann sich hier mit spezialisierten KMU und Start-ups als Anbieter technologisch führender Quantenlösungen in Nischenmärkten positionieren.
  • Quantensensoren für H&E
  • Q-Sensoren für medizinische Diagnostik
  • Umwelt-Sensorik
  • Materialanalyse und Wasseranalyse mit Q-Technologie
  • Q-Sensoren für Instandhaltungszwecke
  • Quantenplattformen für Maschinen- und Anlagenbau sowie spezifische OEM-Schnittstellen

Rahmenbedingungen

Für die erfolgreiche Entwicklung und Markteinführung der antizipierten quantentechnologischen Geschäftsmodelle sowie der zugrunde liegenden Anwendungen und Technologien sind grundlegende strukturelle und strategische Voraussetzungen erforderlich: Kooperation mit Großunternehmen und Aufbau gemeinsamer Innovationsstrukturen: Ein zukunftsgerichtetes Innovationssystem im Bereich Quantentechnologien setzt auf belastbare Partnerschaften mit größeren Unternehmen. Joined-Labs mit industriellen Leitakteuren können den Transfer aus der Forschung in die Anwendung erheblich beschleunigen. Dabei sind großunternehmerische Beteiligungen nicht nur für die Skalierung, sondern auch für die anschlussfähige Standardisierung und industrielle Implementierung unerlässlich. Innovationsförderung muss gezielt auch auf solche Allianzen ausgerichtet sein, um Wirkung zu entfalten. Bildung, Fachkräfteentwicklung und Sensibilisierung: Für die langfristige Innovationsfähigkeit ist ein qualifiziertes Fachkräfteangebot entscheidend. Hierzu braucht es Bildungs- und Weiterbildungsinitiativen, die gezielt Schule und Hochschule einbeziehen und auf die spezifischen Anforderungen der Quantentechnologien ausgerichtet sind. Frühzeitige Orientierung, technologische Grundbildung und praxisnahe Ausbildungsformate sind erforderlich, um die kommende Generation von Spezialistinnen und Spezialisten zu sichern. Forschungsinfrastruktur und Technologietransferzentren: Eine tragfähige Forschungs- und Entwicklungstätigkeit erfordert spezialisierte Infrastruktur. Dazu zählen Messmittel, Reinräume und hochpräzise Laborumgebungen. Um diese Ressourcen effizient zu nutzen, sollten zentrale Infrastrukturen für F&E etabliert und durch ein Innovations-Start-up-Zentrum ergänzt werden. Dieses übernimmt Funktionen der Orientierung, des Transfers sowie der gezielten Förderung technologiegetriebener Unternehmensgründungen. Nutzung bestehender Infrastrukturen durch Start-ups und KMU: Start-ups im Bereich Quanten- und Sensortechnologien benötigen Zugang zu hochspezialisierter Infrastruktur, ohne diese selbst bereitstellen zu müssen. Die Vermietung vorhandener Reinräume und Fertigungsanlagen an junge Unternehmen schafft eine wirtschaftlich tragfähige Brücke zwischen Forschung und Produktion. Gleichzeitig entstehen so frühzeitige Anwendungsräume für technologische Reifegrade. Systematische Vernetzung von Anwendern und Akteuren. Der Transfer von Quanteninnovationen in industrielle Wertschöpfungsketten erfordert ein starkes, interdisziplinäres Netzwerk. Die gezielte Vernetzung von Anwendern, Technologieträgern und Forschungseinrichtungen ermöglicht den kontinuierlichen Austausch über Bedarfe, Machbarkeit und Skalierbarkeit. Begleitend dazu sollte ein dediziertes Science- und Technologieforum für Quantentechnologien etabliert werden, das als Dialogplattform für Unternehmen, Wissenschaft, Gesellschaft und Politik dient.

Technologien

Für die erfolgreiche Entwicklung und Markteinführung der antizipierten Geschäftsmodelle und dazu gehöriger Produkte und Dienstleistungen sind folgende technologische Voraussetzungen erforderlich:

Technologische VoraussetzungHerausforderungen
Materialanalytik und Miniaturisierung von Systemkomponenten
Für hochspezialisierte Anwendungen in der Quanten- und Hochpräzisionstechnologie sind leistungsfähige Verfahren zur Materialanalytik erforderlich. Diese ermöglichen die detaillierte Charakterisierung neuer Werkstoffe sowie die Absicherung reproduzierbarer Materialeigenschaften im Herstellungsprozess. Parallel dazu erlaubt die Miniaturisierung von System- und Subsystemkomponenten eine Integration in kompakte, energieeffiziente Plattformen.
Erfassung von Materialverhalten auf Nanoebene, Analyse bei extremen Umgebungsbedingungen, Kompatibilität mit weiteren Fertigungsprozessen.
Halbleitertechnologie und Mikrofabrikation
Die Weiterentwicklung der Halbleitertechnologie stellt eine zentrale Grundlage für die Skalierung neuer Quantensysteme dar. In Kombination mit fortgeschrittener Mikrofabrikation können präzise Bauelemente für integrierte Quantenplattformen realisiert werden.
Reinraumproduktion mit hohen Qualitätsstandards, thermische Stabilität, Kompatibilität mit Photonik und Elektronik.
Neue photonische Materialien und Substratherstellung
Die Entwicklung neuartiger photonischer Materialien ermöglicht den gezielten Aufbau von Chipsystemen mit erweiterter Funktionalität, insbesondere für Lichtsteuerung, Modulation und Erkennung. Die dazugehörige Substratherstellung ist essenziell, um kontrollierte Wachstumsprozesse, mechanische Stabilität und Integrierbarkeit sicherzustellen.
Reproduzierbarkeit der Materialeigenschaften, hohe optische Qualität, thermische Leitfähigkeit.
2D-Materialien und supraleitende Materialien
Innovative 2D-Materialien wie Graphen sowie supraleitende Werkstoffe erschließen neue Anwendungsfelder für verlustfreie Signalübertragung, Sensorik und Quantenspeicher. Diese Materialien sind insbesondere für energieeffiziente Komponenten und neue Schaltprinzipien relevant.
Prozessstabilität in der Fertigung, Integration in bestehende Architekturen, langfristige Materialverfügbarkeit.
Lithiumniobat-Technologie für Autonomieanwendungen
Lithiumniobat-Technologie für Autonomieanwendungen Lithiumniobat zählt zu den Schlüsselmaterialien für modulare Quantenbauelemente und optische Signalverarbeitung. Durch hohe Modulationseffizienz eignet sich das Material für Anwendungen in autonomen Systemen.
kontrollierte Dotierung, Integration mit photonischen Plattformen, industrielle Skalierbarkeit.
Integrierte diffraktive Chipsysteme
Durch diffraktive Elemente lassen sich komplexe Lichtmanipulationen auf kompaktem Raum realisieren. Integrierte Chipsysteme mit solchen Funktionalitäten sind essenziell für Quantenkomponenten in Kommunikation und Sensorik.
Präzisionsfertigung, thermische Stabilität, Alignment komplexer optischer Pfade.
Neuromorphe Materialien und Technologien
Für zukünftige KI-basierte und sensorisch dichte Systeme sind neuromorphe Materialien von zentraler Bedeutung. Sie erlauben die Nachbildung neuronaler Informationsverarbeitung auf Materialebene und eröffnen neue Wege in der Hardware-nahen KI-Entwicklung.
Materialzuverlässigkeit unter Dauerbelastung, Interoperabilität mit klassischer Elektronik, limitierte Produktionsverfahren.

Wege in die Zukunft: Quanten-Sensorik als industrieller Hebel

Die Roadmap zeigt, wie Thüringen bis in die 2030er Jahre hinein seine Rolle als Zentrum der Quanten-Sensorik ausbauen und zur Entwicklung der nächsten Computergeneration beitragen kann. Im Zentrum stehen zwei komplementäre Innovationsstränge: Einerseits der Aufbau leistungsfähiger Hardware auf Basis von QPiC, neuromorphen Chips und Supraleitungstechnologien, andererseits die Entwicklung entsprechender Quanten-Software inklusive algorithmischer Steuerung, Systemarchitekturen und ethischer Rahmensetzungen. Die Verbindung beider Stränge eröffnet neue Potenziale in der Mensch-Technik-Interaktion, der medizinischen Diagnostik und industriellen Automatisierung. Vor diesem Hintergrund bietet sich die Entwicklung einer gezielten Exportförderstrategie für Quanten-Technologien an, die Unternehmen nicht nur bei der Internationalisierung unterstützt, sondern auch ihre Vernetzung mit globalen Märkten und Partnern stärkt. Dies könnte durch den Aufbau internationaler Partnerschaften und die Teilnahme an globalen Quanteninitiativen sowie durch die Bereitstellung spezialisierter Exportzentren für Quantenprodukte erfolgen. Parallel dazu sollte der Ausbau von Infrastruktur, insbesondere im Bereich Fachkräfteentwicklung und Digitalisierung von Verwaltungsprozessen, vorangetrieben werden, um die schnelle Skalierung von Quanten-Technologien zu unterstützen und ein langfristiges nachhaltiges Wachstum sicherzustellen.

Die technologische Wertschöpfung beginnt bei grundlegenden Schlüsseltechnologien wie photonischen Materialien, Halbleiterfertigung, 2D-Materialien, supraleitenden Werkstoffen und integrierten Chipsystemen. Darauf aufbauend entstehen neue Anwendungssysteme – insbesondere im Bereich kontextsensitiver Quanten-Sensorik für Umweltmonitoring, Instandhaltung, Sicherheit und Medizin. Plattformbasierte Systemintegration und der Aufbau einer robusten Zulieferlandschaft bilden die Grundlage für industrielle Skalierung. Neue Geschäftsmodelle entstehen unter anderem rund um Analyse-as-a-Service, modulare Systemlösungen sowie OEM-nahe Fertigung.

Um diese Potenziale zu realisieren, sind erhebliche infrastrukturelle Voraussetzungen zu schaffen. Notwendig sind unter anderem zusätzliche Reinräume, spezialisierte Messinfrastrukturen, Applikationszentren und Technologietestfelder. Gleichzeitig müssen systematische Transferpfade zwischen Wissenschaft und Wirtschaft gestärkt werden. Denkbar sind Innovationszentren, Start-up-Plattformen oder Deep-Tech-Inkubatoren. Kapitalgeber, clusterübergreifende Vernetzung und Wissenschaft-Praxis-Kopplungen werden zu strategischen Hebeln für die Skalierung und Marktfähigkeit quantentechnologischer Lösungen. Dazu könnte die Landesregierung prüfen, inwiefern in Thüringen ein Quantum Health Lab ins Leben gerufen werden kann, das als Innovationszentrum für die Entwicklung und Validierung quantenbasierter Diagnoseverfahren dient. Dieses Zentrum könnte als Testumgebung für neue Technologien fungieren und somit die Zulassungsverfahren für neue medizinische Geräte beschleunigen. Die Schaffung eines interdisziplinären Netzwerks von Experten aus Medizin, Quantenphysik und regulatorischen Bereichen würde die nötige Expertise bündeln, um Thüringen als Vorreiter in der Quantenmedizin weltweit sichtbar zu machen.

Begleitend bedarf es wirtschaftspolitischer Maßnahmen, die Bürokratie abbauen, Investitionen erleichtern und eine gezielte Standortpolitik ermöglichen. Insbesondere mit Blick auf Flächenverfügbarkeit, Fachkräftebedarf und Willkommenskultur für internationale Talente, ist dies relevant. Nur durch eine ganzheitlich gedachte Steuerung – von der Grundlagenforschung bis zum Exportprodukt – kann verhindert werden, dass Ressourcenengpässe, fragmentierte Förderstrukturen oder starre Regularien das Wachstumspotenzial ausbremsen. Die gezielte Verzahnung zwischen etablierten Unternehmen, Start-ups und Forschungseinrichtungen ist dabei essenziell. In diesem Zusammenhang sollte die Landesregierung prüfen, ein Quantum Accelerator Program zu initiieren, das speziell auf die Förderung von Start-ups und Unternehmen im Bereich Quanten- und neuromorphe Systeme ausgerichtet ist. Ein solches Programm könnte durch gezielte finanzielle Förderungen, steuerliche Anreize und den Abbau bürokratischer Hürden Gründerinnen und Gründern die nötige Unterstützung bieten. Zusätzlich sollte ein Netzwerk von Innovationszentren und Tech-Inkubatoren geschaffen werden, die als Katalysatoren für technologische Entwicklung und Markteinführung fungieren. Dies würde nicht nur die Ansiedlung von Quanten-Tech-Unternehmen begünstigen, sondern auch den Weg für die Entstehung neuer Wertschöpfungsketten ebnen.

Langfristig kann sich Thüringen mit dieser Entwicklung als international sichtbarer Technologiestandort positionieren, sowohl in spezialisierten Märkten wie der Quantenmedizin und Umweltsensorik als auch in Querschnittsfeldern wie Maschinenbau, Robotik und autonomer Mobilität. Die Visual Roadmap macht deutlich: Thüringen steht an der Schwelle, von punktuellen Kompetenzen zu einem strategisch vernetzten Quantenökosystem zu wachsen, vorausgesetzt, es gelingt, Infrastruktur, Talente, Kapital und Koordination in Einklang zu bringen.

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Michel Reichardt

Michel Reichardt Spezialisierungsfeld IKT, innovative und produktionsnahe Dienstleistungen und Spezialisierungsfeld Industrielle Produktion und Systeme

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Christoph Grollman Feldübergreifender Projektleiter

Dr. Sophia Gänßle

Dr. Sophia Gänßle Data Analystin für Trendmonitoring und Strategic Foresight